new-work

New Work oder auch Die Revolution der Arbeit

Digitalisierung und Globalisierung transformieren nicht nur unsere Lebensweise, sondern auch unsere Arbeitsweise. Damit ist nicht nur der Einsatz digitaler Endgeräte gemeint. Auch zeitliche, räumliche und organisatorische Strukturen sind im Wandel.

Klare Arbeitsteilung, strenge Hierarchien und feste Zeitstrukturen stehen selbstbestimmtem Handeln und der Potentialentfaltung des Einzelnen gegenüber – wir befinden uns mitten im Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Auslöser sind die Digitalisierung und die Globalisierung. Sie ermöglichen uns, flexible Vorstellungen umzusetzen statt nur den klassischen Strukturen zu folgen. Im Mittelpunkt dieses Wandels steht der Begriff New Work, der Trend ist in aller Munde, Medien berichten immer öfter über New Work, mehr und mehr Unternehmen orientieren sich an den neuen flexiblen Arbeitsweisen. Doch was bedeutet eigentlich New Work? Seit wann prägt New Work unsere Arbeitswelt und vor allem in welcher Art und Weise?

Nichts macht den Menschen unfreier als Arbeit

Angefangen hat alles Mitte der 1970er Jahre mit dem amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann. Er beschäftigte sich mit der Freiheit und stellte fest, dass den Menschen nichts unfreier macht als die Arbeit. Mit New Work entwickelte er ein Gegenmodell zum Kapitalismus. Arbeit soll den Menschen fortan mit Sinn erfüllen. Erst heute – 40 Jahre später – findet seine Theorie Gehör. Flexible Methoden lösen das veraltete Arbeitsmodell ab.

Das Konzept der modernen Arbeitsweise

New Work oder auch Neues Arbeiten beschreibt das Konzept der modernen Arbeitsweise in unserer digitalisierten und globalisierten Welt. Im Mittelpunkt stehen die zentralen Werte Selbstständigkeit, Freiheit und die Teilhabe an einer Gemeinschaft. Das Individuum handelt selbstbestimmt und entfaltet all sein Potential. Globalisierung ermöglicht es zum Beispiel, international zu arbeiten, durch die Digitalisierung können wir zeit- und ortsunabhängig arbeiten. So nutzen Arbeitnehmer nicht nur immer öfter die Möglichkeiten des Home Office oder von Coworking Spaces weltweit, auch die Strukturen im Unternehmen verändern sich. Es wird zum Beispiel Projektbezogen statt Abteilungsintern gearbeitet, um das Talent des Einzelnen zu nutzen und zu fördern. Teamarbeit löst die klassische Hierarchie ab.
Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt: Das Konzept ist nicht in jeder Branche anwendbar. Handwerker können schließlich nicht mitten in der Nacht beginnen, Wände einzureißen und Krankenschwestern sind ans Krankenhaus gebunden. New Work richtet sich vor allem an Service-, Informations- und Kreativarbeiter.

Auch erfordert New Work ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Man muss sich neuen Herausforderungen stellen, um im Team Ziele zu erreichen. Denn jeder trägt nun Verantwortung.

Die Revolution der Arbeit auf einen Blick

Der Berufsalltag vieler Branchen wird komplett umgekrempelt: Voraussetzung dafür ist eine hochwertige technische Infrastruktur, ohne WLan geht beispielsweise nichts. Flexible Spaces lösen triste Bürogebäude ab, wir können uns aussuchen, wann wir arbeiten und müssen nicht mehr um Punkt 8 Uhr am Schreibtisch sitzen. Unser Chef hat nichts dagegen, er schätzt uns als vollwertigen Kollegen, nicht mehr als bloße Arbeitsressource. So können wir unsere Ideen einbringen und miteinander als Team arbeiten. Aber Vorsicht: Selbstdisziplin ist das A und O für eine gesunde Work-Life-Balance, Wandlungsfähigkeit ist Voraussetzung und auch konstruktiver Austausch im Team ist wichtig für Neues Arbeiten.

Illustration: Kolo, Frank Höhne


marketing-für-startups

„Sei originell, finde deinen kommunikativen USP!“

Schlechtes Marketing ist oft ein Grund, warum 90 Prozent aller Startup´s scheitern. Prof. Dr. Jens Müller, Marketing-Dozent an der UE Iserlohn, nennt uns nicht nur die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing, sondern auch die tödlichste Falle.

Eine gute Business-Idee ist super, aber längst noch nicht alles, um ein Startup groß zu machen. Erfolgreiches Marketing ist das A und O, um das Produkt bekannt zu machen. Ab wann sollte sich ein Startup Gedanken ums Marketing machen?

Prof. Dr. Jens Müller: Ab der ersten Sekunde! Gerade am Anfang ist die Sicht des Kunden unglaublich wichtig und beim Marketing sieht man schließlich immer durch die Augen des Kunden. Ich kann ein Produkt erfinden, was ich super finde. Aber wenn es auf dem Markt keinen Zuspruch findet, kann ich es auch gleich wieder in die Tonne drücken. Der Markt ist für das Produkt die entscheidende Erfolgsvoraussetzung.

Was ist dabei am wichtigsten? Was sind die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing?

Prof. Dr. Jens Müller: Sei originell, finde deinen kommunikativen USP – dein Alleinstellungsmerkmal! Darauf aufbauend mach dir aus der Sicht des Konsumenten Gedanken: Wer braucht mein Produkt? Wer ist meine Zielgruppe? Über welche Kanäle erreiche ich meine Zielgruppe?

Was ich jedem empfehlen kann: Lasst euch helfen, informiert euch und sucht euch Inkubatoren! Also Einrichtungen, die euch bei der Existenzgründung helfen. Das können Coaches oder Verbände sein, auch der Staat bietet tolle Projekte an.

Und was sollten Gründer unbedingt vermeiden?

Prof. Dr. Jens Müller: Hybris! Hybris ist eine extreme Form der Selbstüberschätzung. Im Marketing bezieht es sich auf Produktverliebtheit. Wenn ich davon ausgehe, dass mein Produkt ein Selbstläufer ist, dann kann ich keine Verbindung zur Zielgruppe aufbauen. Ich muss mich vom Produkt lösen und an den Kundennutzen denken.

Nehmen wir das Stricknadelbeispiel: Ein Startup möchte mit einer sich selbst aufheizenden Stricknadel den Markt erobern. Zwar kann keiner der Gründer stricken, aber alle sind sich einig: Die Stricknadel ist ein Selbstläufer. Jetzt der Fehler – Strickfans möchten keine warmen Stricknadeln, der Bedarf ist gar nicht da. Die motivierten Gründer beachten diese Sicht aber gar nicht. Sie stecken viel Arbeit in ein Projekt, das am Ende aufgrund ihres Tunnelblickes scheitern wird.

jens-mueller

ZUR PERSON:

Prof. Dr. Jens Müller
Fachdozent für Medien und Kommunikation an der University of Applied Sciences Europe (UE)
Unternehmensentwicklung ZDF