Schlechtes Marketing ist oft ein Grund, warum 90 Prozent aller Startup´s scheitern. Prof. Dr. Jens Müller, Marketing-Dozent an der UE Iserlohn, nennt uns nicht nur die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing, sondern auch die tödlichste Falle.

Eine gute Business-Idee ist super, aber längst noch nicht alles, um ein Startup groß zu machen. Erfolgreiches Marketing ist das A und O, um das Produkt bekannt zu machen. Ab wann sollte sich ein Startup Gedanken ums Marketing machen?

Prof. Dr. Jens Müller: Ab der ersten Sekunde! Gerade am Anfang ist die Sicht des Kunden unglaublich wichtig und beim Marketing sieht man schließlich immer durch die Augen des Kunden. Ich kann ein Produkt erfinden, was ich super finde. Aber wenn es auf dem Markt keinen Zuspruch findet, kann ich es auch gleich wieder in die Tonne drücken. Der Markt ist für das Produkt die entscheidende Erfolgsvoraussetzung.

Was ist dabei am wichtigsten? Was sind die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing?

Prof. Dr. Jens Müller: Sei originell, finde deinen kommunikativen USP – dein Alleinstellungsmerkmal! Darauf aufbauend mach dir aus der Sicht des Konsumenten Gedanken: Wer braucht mein Produkt? Wer ist meine Zielgruppe? Über welche Kanäle erreiche ich meine Zielgruppe?

Was ich jedem empfehlen kann: Lasst euch helfen, informiert euch und sucht euch Inkubatoren! Also Einrichtungen, die euch bei der Existenzgründung helfen. Das können Coaches oder Verbände sein, auch der Staat bietet tolle Projekte an.

Und was sollten Gründer unbedingt vermeiden?

Prof. Dr. Jens Müller: Hybris! Hybris ist eine extreme Form der Selbstüberschätzung. Im Marketing bezieht es sich auf Produktverliebtheit. Wenn ich davon ausgehe, dass mein Produkt ein Selbstläufer ist, dann kann ich keine Verbindung zur Zielgruppe aufbauen. Ich muss mich vom Produkt lösen und an den Kundennutzen denken.

Nehmen wir das Stricknadelbeispiel: Ein Startup möchte mit einer sich selbst aufheizenden Stricknadel den Markt erobern. Zwar kann keiner der Gründer stricken, aber alle sind sich einig: Die Stricknadel ist ein Selbstläufer. Jetzt der Fehler – Strickfans möchten keine warmen Stricknadeln, der Bedarf ist gar nicht da. Die motivierten Gründer beachten diese Sicht aber gar nicht. Sie stecken viel Arbeit in ein Projekt, das am Ende aufgrund ihres Tunnelblickes scheitern wird.

jens-mueller

ZUR PERSON:

Prof. Dr. Jens Müller
Fachdozent für Medien und Kommunikation an der University of Applied Sciences Europe (UE)
Unternehmensentwicklung ZDF