Südwestfalens erste Fuckup Night: Mut zum Scheitern!

Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitermachen – Das war die eindeutige Message an die rund 100 Gäste der ersten Fuckup Night Südwestfalens. Drei Unternehmer haben in Iserlohn von ihren großen Business-Pleiten erzählt.

Statt einer rauschenden Party fand am vergangenen Donnerstag im Studentenclub B7 auf dem Campus Seilersee die erste Fuckup Night Südwestfalens statt. DJ Florian Tresp versorgte das bunt gemischte Publikum mit stimmungsvollen Techno-Beats, die Studenten der UE schenkten Glühwein aus und die Moderatoren Torben Feil und Frank Höhne führten mit viel Witz durch den spannenden Abend.

Im Mittelpunkt standen drei Unternehmer, die beruflich alle schon mindestens einmal voll auf die Schnauze geflogen sind. So unterschiedliche Persönlichkeiten auch auf der kleinen Bühne im schummrigen Bunker der Hochschule standen, eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind zwar tief gefallen, doch sie sind die Karriereleiter anschließend wieder hochgeklettert. In je fünfzehn lebhaften Minuten gaben sie ihre größten Business-Fails zum Besten. Der eine mit viel Witz, der andere voller Emotionen und der letzte schließlich mit einer riesigen Portion Selbstbewusstsein.

Witzige und emotionale Business-Fails in fünfzehn Minuten

Den Start macht ein junger Unternehmer aus Iserlohn. Er hat selbst einmal am Campus Seilersee studiert, ein paar Gäste kennen ihn noch aus der gemeinsamen Studienzeit. Unbekümmert und unterhaltsam erzählt er seine Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen, oft hört man ein lautes Lachen im Publikum.

Ganz anders ist der emotionale Vortrag seines Nachfolgers, es herrscht Stille im Publikum. Der über 60-jährige Mittelständler aus Werdohl hat alles verloren und sich trotzdem wieder aufgerappelt. Mit seinen Worten, dass er als Christ allen Menschen verzeihe, rührt er die Gäste und erntet von allen Seiten Respekt und warme Worte.

Selbstbewusst kommt der letzte Redner auf die Bühne. Er weiß, wie man sich gut verkauft. Der heutige Amazon-Coach berichtet von dem großen Aufstieg und tiefen Fall seines Unternehmens. Doch der ehemalige Unternehmer hat sein Krönchen nicht nur gerichtet, sondern ist gewissermaßen zum Kaiser aufgestiegen: Er verdient mittlerweile doppelt so viel wie früher.

Networking und spannende Gespräche zu später Stunde

Nach den Vorträgen stärken sich die Gäste am leckeren Buffet, um gut gestärkt in viele informative und unterhaltsame Gespräche zu starten. Hier ein bisschen Networking, da ein Selfie und dort noch ein kühles Getränk. Die Musik wird lauter gedreht. Erst spät klingt die gelungene Fuckup Night am Campus Seilersee aus.


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„Ich lebe Tag für Tag meinen Traum!“

Die Engländerin Abby lebt zurzeit mit ihren drei Katzen und fünf Hunden in Lombok, Indonesien. Ihr nächstes Ziel ist Ecuador, ganz Amerika steht noch auf ihrer Bucket List. Als digitale Nomadin ist das kein Problem für sie, denn für ihr Online-Business braucht sie nur ihren Laptop und eine gute Internetverbindung.

Was war der entscheidende Moment, der dich zu einem Leben als digitale Nomadin bewegt hat?

Ich habe zwei Jahre in Australien gelebt. Als ich wieder zu Hause war, wusste ich, dass ein normaler Bürojob nichts für mich ist und angestellt zu sein erst recht nicht. Unterwegs traf ich zum Glück die Gründerinnen des Unternehmens Bucketlist Bombshells. Dort lernt man online, wie man ein serviceorientiertes Online-Business gründet und so ortsunabhängig arbeiten kann. Bereits nach ein paar Kursen habe ich mein Leben als digitale Nomadin gestartet.

Wie sieht seitdem dein Alltag aus?

Ich lebe mit meinen Tieren und meinem Freund zusammen. Morgens ist es ziemlich hektisch, je nach Wellengang surfen wir, manchmal joggen wir entlang der Küste und sehen epische Sonnenaufgänge, manchmal sind wir auch einfach nur faul. Aber auf jeden Fall sind wir alle hungrig auf Nasi Campur, ein typisch indonesisches Gericht. 
Ich habe keine Routine, aber ich liebe es! Nachdem ich auf dem Markt eingekauft habe, meditiere ich, schreibe ein paar Zeilen und notiere Gedanken zu aktuellen Jobs. Manchmal gucke ich mir auch Videos von meinen Lieblingscoachs an oder höre Podcasts. Erst am Nachmittag fange ich an zu arbeiten. Ich habe ein Online-Geschäft, meine Aufgaben ändern sich ständig, weil ich meine Fähigkeiten ausbaue und neue Erfahrungen dazu gewinne. Ich baue zum Beispiel Websites oder Landing Pages. Auch betreibe ich Social Media Marketing für meine Kunden. Abends gehe ich eine große Runde mit meinen Hunden am Meer entlang und treffe andere Spaziergänger.

Als digitale Nomadin brauchst du nur einen Laptop und eine stabile Internetverbindung zum Arbeiten. Du kannst also an der Strandbar, im Hotelbett oder in Coworking Spaces arbeiten. Wo trifft man dich in der Regel an?

Meistens arbeite ich mit anderen digitalen Nomaden in Cafés. Das ist dann ähnlich wie ein Coworking Space, in Lombok gibt es keinen. Zuhause kann ich mich nicht gut konzentrieren, deswegen arbeite ich nicht im Home Office.

Haben deine Kunden Probleme mit deinem Lebensstil?

Nein, überhaupt nicht. Warum sollte es sie interessieren, solange ich hervorragende Arbeit leiste? Einmal habe ich sogar eine Kundin auf Bali getroffen, wir haben gemeinsam die Insel besichtigt und über die Arbeit gesprochen.

Welche Probleme treten denn überhaupt auf?

Manchmal habe ich Internet-Probleme. Vor allem hier in Indonesien fällt manchmal den ganzen Tag der Strom aus. An den Tagen muss ich sicher gehen, dass ich in einem Café mit gutem Generator arbeite. 
An anderen Tagen möchte ich mich einfach nur an den Strand legen, surfen gehen oder mit den anderen chillen. Ich lebe in einem Touristenort, in dem ziemlich viel los ist und ich an den Aktivitäten teilnehmen möchte. An diesen Tagen fällt es mir besonders schwer, mich zu motivieren. Es ist eine große Herausforderung, sein eigenes Gewerbe zu haben.

Trotzdem liebst du deinen Job als digitale Nomadin. Was macht ihn so besonders?

Ich lebe Tag für Tag meinen Traum. Lange Zeit wollte ich am Strand leben, das ist endlich Realität geworden. Es ist noch schöner, dass ich meinen Traum verwirklicht habe, indem ich anderen Unternehmern dabei helfe, ihr Ziel zu erreichen. Ich würde nicht sagen, dass mein Leben besonders ist. Es ist nur das Leben eines Mädchens, das ihre Träume verfolgt.

Es gibt viele Menschen, die denselben Traum verfolgen wie du. Welche Tipps hast du für sie?

Just go for it! Mache das, was du für richtig hältst, versteh dein Leben als Reise und akzeptiere Fehler. Fühl dich nicht schlecht, wenn du mal nicht sofort weiterkommst, sondern lerne aus deinen Fehlern und werde noch stärker!

Foto: mooshny


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Arbeiten in einer digitalen Welt: Coworking vs. Home-Office?

New Work ist das Stichwort – unsere Arbeitswelt geprägt durch Digitalisierung und Globalisierung fordert flexible Strukturen. Außerdem schießen durch die unzähligen Möglichkeiten der digitalen Welt immer mehr Startup´s aus dem Boden. Das Konzept der festen Büroräume ist längst überholt. Coworking-Spaces und das Home Office erfreuen sich großer Beliebtheit.

Die digitale Transformation bringt viele Änderungen mit, auch am Arbeitsplatz. An erster Stelle steht das ortsunabhängige Arbeiten via Internet oder Stick. Ich kann also auch für meinen deutschen Arbeitgeber mit Sitz in Iserlohn auf Hawaii arbeiten. Oder aber gemütlich von meinem Küchentisch aus. Coworking Spaces und Home Office ermöglichen es. Die neuen Arbeitsplatzlösungen bieten sich aber nicht nur für Unternehmen an, sie richten sich vor allem an Freelancer, digitale Nomaden und Startup´s.

Coworking – Büro Sharing für kommunikative Köpfe

Das innovative Bürokonzept lädt dazu ein, Schreibtische oder sogar Räume für eine bestimmte Zeit zu mieten. Freelancer, digitale Nomaden und kleine Start-ups mieten oft flexibel und kostengünstig Schreibtische, Unternehmen meist Räume für Kreativ-Workshops mit Whiteboards und beschreibbaren Wänden. Die Vorteile sind vor allem der geringe Kostenfaktor, die Flexibilität und das Networking mit anderen Freelancern oder Gründern. Vor allem Jungunternehmer profitieren von ihrer gegenseitigen Expertise. Die Gemeinschaft steht im Vordergrund.

Entscheidet man sich für das Coworking, muss man auch immer den Anfahrtsweg beachten: Lohnt es sich überhaupt oder ist der nächste Coworking Space zu weit entfernt? Gerade in den ländlichen Regionen Deutschlands ist das Konzept längst nicht so etabliert wie in Großstädten. Ein weiterer Nachteil ist die Ruhe: Hat man keinen eigenen Raum gebucht, muss man immer mit der Lautstärke rechnen, die sich zwangsweise bei vielen Leuten auf einem Haufen ergibt. Auch hat man in dem Fall keinen Stauraum. Meldet sich ein Kunde an, kann man sein Unternehmen nicht auf eigener Fläche präsentieren.

Home Office ist zwar gemütlich, erfordert aber viel Selbstdisziplin

Aufstehen, im Schlafanzug an den Schreibtisch setzen und zwischendurch immer wieder mit der Familie quatschen – klingt erstmal geil, kann aber auch sehr unproduktiv sein. Für das Home Office spricht auf jeden Fall die Gemütlichkeit und die Nähe zur Familie. Sitzt man allein in seinem Arbeitszimmer, kann man sich auf Projekte voll und ganz konzentrieren. Und man spart Zeit: Der Arbeitsweg im Berufsverkehr fällt weg. Vor allem Startup´s haben keine Kosten.

Auf der anderen Seite ist aber der Ablenkungsfaktor hoch. So schön es ist, seine Liebsten immer um sich zu haben, können diese einen auch extrem von der Arbeit abhalten. Und nicht nur die Familie, sondern auch Kleinigkeiten, man greift schnell zum Staubsauger, räumt Dieses und Jenes weg oder legt sich nochmal fünf Minuten ins Bett. Hier ist jede Menge Selbstdisziplin gefragt. Die Work-Life-Balance kann leicht verloren gehen. Außerdem fehlt der fachliche Austausch mit Kollegen. Kommt ein Kunde zu Besuch, ist das Umfeld nicht gerade neutral.

Jeder muss sein ideales Arbeitsumfeld finden

Fakt ist, den idealen Wegweiser gibt es nicht. Ob Arbeitnehmer, Startup´s oder Freelancer – jeder muss für sich entscheiden, wo er am besten arbeiten kann. Ziehe ich die Nähe zur Familie vor oder doch lieber den fachlichen Austausch mit Kollegen oder anderen Gründern? Verfüge ich über genug Selbstdisziplin oder lasse ich mich leicht ablenken?

Foto: Maria Fernanda Gonzalez


„Digitze or Die“ – Wie lockt man junge Profis in ländliche Regionen?

Welche Vorteile birgt die Digitalisierung? Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt? Konkret: Wie kann die Digitalisierung den zunehmenden Fachkräftemangel in der Region Südwestfalen aufhalten? Diese Fragen beschäftigten auf der Iserlohner Wirtschaftskonferenz „Campus Symposium“ Anfang September internationale und nationale Politiker sowie regionale Wirtschaftsexperten. Mit dabei waren unter anderem der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Staatsministerin Dorothee Bär.

Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Doch im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Deutschland beim digitalen Fortschritt hinterher. Würde Deutschland die Chancen der Digitalisierung nutzen, bringt das viele Vorteile mit: Vor allem könnte der zunehmende Fachkräftemangel in den Regionen aufgehalten werden. Denn das Internet ermöglicht einen ortsunabhängigen Austausch mit Stakeholdern, man kann von einem beliebigen Ort aus arbeiten.

Noch sind die deutschen Regionen stark, vor allem geprägt durch einen hohen Mittelstand. Allein in der Region Südwestfalen sind über 150 Weltmarktführer zu Hause, sie gehört zu den drei stärksten Industrieregionen Deutschlands. Und „nur weil wie jetzt eine starke Industrienation sind, heißt das nicht, dass wir nicht auch einmal eine erfolgreiche Digitalnation werden können“, ist Bär überzeugt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Digitalisierung ermöglicht ortsunabhängiges Arbeiten

„Ich habe den Eindruck, wir sind im preußischen Obrigkeitsstaat stecken geblieben!“, beklagt NRW-Digitalminister Pinkwart die digitale Entwicklung in Deutschland, „NRW hat einen Dornrösschen Schlaf hinter sich, wenn es um digitale Gründung geht.“ Doch das soll sich nun ändern, das Land NRW möchte gemeinsam mit den Bürgern eine Digitalstrategie entwickeln. Hierbei soll neben Infrastruktur, Bildung und Gesundheit vor allem das Thema Mittelstand im Vordergrund stehen. „Wir haben etwas, was andere Länder nicht haben. Wir haben einen herausragenden Mittelstand, den sonst kein anderes Land der Welt vorweisen kann. Den gilt es zu stärken und fit zu machen!“, verkündet Bär stolz. Um die Chancen der Digitalisierung noch mehr für die Regionen zu nutzen, muss man Kräfte bündeln und Netzwerke bilden. Es ist nicht mehr notwendig, in die Hauptstädte zu ziehen. Die Digitalisierung ermöglicht es, von einem beliebigen Ort aus zu arbeiten. „Die Zukunft findet nicht in Berlin oder Hamburg statt“, so Bär, „sondern in Iserlohn“.

Networking ist das A und O für junge Profis der digitalen Welt

Konkrete Ideen, wie der Fachkräftemangel in Südwestfalen behoben werden kann, liefert die Gründerin des ersten Iserlohner Coworking Space Kim Höhne im Interview mit dem Iserlohner Kreis-Anzeiger. Zunächst einmal müsse man auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen, auf die Bedürfnisse der jungen digitalen Profis. Neben weichen Standortfaktoren können auch die Unternehmen viel beitragen: „Es geht nicht nur darum, bei einer geilen Marke zu arbeiten, sondern es geht auch um die Unternehmenskultur, die bei diesen Marken vorherrscht.“ Gemeint ist damit eine offene Arbeitskultur, wo flache Hierarchien herrschen, wo man Verantwortung übernehmen kann und wo man Netzwerke aufbauen kann. „Gerade diejenigen, die bei der Digitalisierung entschieden mithelfen wollen und auch können, schätzen das flexible Arbeiten“.

Ein Ansatz, um junge Leute miteinander zu vernetzen und um flexible Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, ist das Coworking. „Es geht darum, eine Community aufzubauen, die wiederum andere anzieht, die diese Ansätze verfolgen und die in der digitalen Welt zuhause sind.“ Der Coworking Space in Iserlohn ist ein erster Schritt in ein digitales und vernetztes Südwestfalen.

Foto: Frank Höhne


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Coworking: Smells like Teamspirit

Coworking – der „geteilte Arbeitsplatz“. Vor allem Freiberufler und Startup´s profitieren von der flexiblen Arbeitsplatzlösung und arbeiten gemeinsam in großen Büros zusammen. Dabei lernen sie voneinander, tauschen sich aus und sparen eine Menge Geld.

In einem farbenfrohen Gemeinschaftsbüros sitzen ein paar Freelancer zusammen, an der Kaffeemaschine diskutieren zwei Gründer ihre aktuellen Erfolge und im Meetingraum entwickelt das Projektteam eines renommierten Familienunternehmens eine neue Kampagne. Abends lassen alle den konstruktiven Arbeitstag bei einem gemeinsamen Bier und einem leckeren Stück Grillfleisch auf der Terrasse ausklingen. Willkommen in der Welt des Coworking!

Wen trifft man alles im Coworking Space?

Das innovative Bürokonzept ermöglicht die Arbeit fernab trister Bürogebäude. Spaces richten sich vor allem an Freiberufler, Start-Ups und digitale Nomaden, die sich keine eigenen Räumlichkeiten leisten können oder wollen. In Coworking Spaces können sie sich unverbindlich einen Schreibtisch oder gar ganze Räume für eine bestimmte Zeit mieten. Neben dem Kostenfaktor spricht auch der Ausbau des eigenen Netzwerkes für das Büro-Sharing. Wissbegierige Köpfe können vom Know-How der anderen profitieren, voneinander lernen und gegebenenfalls sogar gemeinsam Projekte verwirklichen.

Auch renommierte Unternehmen wie American Express oder Volkswagen entdecken mehr und mehr das leistungsfördernde Konzept für sich. Sie führen vor allem Projektarbeiten in den flexiblen Arbeitsstätten durch, um kreative Ideen und Konzepte zu entwickeln.

Von Kalifornien in die weite Welt

Globalisierung und Digitalisierung ermöglichen uns heutzutage, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten. Wir müssen also nicht mehr in einem dunklen Büroraum versauern, sondern können genauso gut mit unserem Laptop in Mexiko oder auf den Malediven arbeiten. Auch schießen immer mehr Start-Ups aus dem Boden, es gibt viele neue Geschäftsideen. Es musste also ein neues Konzept her: Und das hieß Coworking. Zwar gab es schon lange Räumlichkeiten, in denen kreative Köpfe gemeinsam in Räumen zusammensaßen, um Großartiges zu schaffen. Der erste offizielle Vollzeit Coworking Space aber, der auch den Namen Coworking nutzte, wurde 2006 in Silicon Valley gegründet, „The Hat Factory“. Schnell griff der Trend um sich, verbreitete sich von Amerika aus in die ganze Welt. Mit dem betahaus in Berlin startete 2009 auch die deutsche Coworking Szene offiziell. In Berlin boomt das moderne Arbeitskonzept, doch auch bundesweit gibt es immer mehr Spaces – in Großstädten, aber auch in kleineren Regionen.

Foto: Venveo


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New Work oder auch Die Revolution der Arbeit

Digitalisierung und Globalisierung transformieren nicht nur unsere Lebensweise, sondern auch unsere Arbeitsweise. Damit ist nicht nur der Einsatz digitaler Endgeräte gemeint. Auch zeitliche, räumliche und organisatorische Strukturen sind im Wandel.

Klare Arbeitsteilung, strenge Hierarchien und feste Zeitstrukturen stehen selbstbestimmtem Handeln und der Potentialentfaltung des Einzelnen gegenüber – wir befinden uns mitten im Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Auslöser sind die Digitalisierung und die Globalisierung. Sie ermöglichen uns, flexible Vorstellungen umzusetzen statt nur den klassischen Strukturen zu folgen. Im Mittelpunkt dieses Wandels steht der Begriff New Work, der Trend ist in aller Munde, Medien berichten immer öfter über New Work, mehr und mehr Unternehmen orientieren sich an den neuen flexiblen Arbeitsweisen. Doch was bedeutet eigentlich New Work? Seit wann prägt New Work unsere Arbeitswelt und vor allem in welcher Art und Weise?

Nichts macht den Menschen unfreier als Arbeit

Angefangen hat alles Mitte der 1970er Jahre mit dem amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann. Er beschäftigte sich mit der Freiheit und stellte fest, dass den Menschen nichts unfreier macht als die Arbeit. Mit New Work entwickelte er ein Gegenmodell zum Kapitalismus. Arbeit soll den Menschen fortan mit Sinn erfüllen. Erst heute – 40 Jahre später – findet seine Theorie Gehör. Flexible Methoden lösen das veraltete Arbeitsmodell ab.

Das Konzept der modernen Arbeitsweise

New Work oder auch Neues Arbeiten beschreibt das Konzept der modernen Arbeitsweise in unserer digitalisierten und globalisierten Welt. Im Mittelpunkt stehen die zentralen Werte Selbstständigkeit, Freiheit und die Teilhabe an einer Gemeinschaft. Das Individuum handelt selbstbestimmt und entfaltet all sein Potential. Globalisierung ermöglicht es zum Beispiel, international zu arbeiten, durch die Digitalisierung können wir zeit- und ortsunabhängig arbeiten. So nutzen Arbeitnehmer nicht nur immer öfter die Möglichkeiten des Home Office oder von Coworking Spaces weltweit, auch die Strukturen im Unternehmen verändern sich. Es wird zum Beispiel Projektbezogen statt Abteilungsintern gearbeitet, um das Talent des Einzelnen zu nutzen und zu fördern. Teamarbeit löst die klassische Hierarchie ab.
Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt: Das Konzept ist nicht in jeder Branche anwendbar. Handwerker können schließlich nicht mitten in der Nacht beginnen, Wände einzureißen und Krankenschwestern sind ans Krankenhaus gebunden. New Work richtet sich vor allem an Service-, Informations- und Kreativarbeiter.

Auch erfordert New Work ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Man muss sich neuen Herausforderungen stellen, um im Team Ziele zu erreichen. Denn jeder trägt nun Verantwortung.

Die Revolution der Arbeit auf einen Blick

Der Berufsalltag vieler Branchen wird komplett umgekrempelt: Voraussetzung dafür ist eine hochwertige technische Infrastruktur, ohne WLan geht beispielsweise nichts. Flexible Spaces lösen triste Bürogebäude ab, wir können uns aussuchen, wann wir arbeiten und müssen nicht mehr um Punkt 8 Uhr am Schreibtisch sitzen. Unser Chef hat nichts dagegen, er schätzt uns als vollwertigen Kollegen, nicht mehr als bloße Arbeitsressource. So können wir unsere Ideen einbringen und miteinander als Team arbeiten. Aber Vorsicht: Selbstdisziplin ist das A und O für eine gesunde Work-Life-Balance, Wandlungsfähigkeit ist Voraussetzung und auch konstruktiver Austausch im Team ist wichtig für Neues Arbeiten.

Illustration: Kolo, Frank Höhne


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„Sei originell, finde deinen kommunikativen USP!“

Schlechtes Marketing ist oft ein Grund, warum 90 Prozent aller Startup´s scheitern. Prof. Dr. Jens Müller, Marketing-Dozent an der UE Iserlohn, nennt uns nicht nur die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing, sondern auch die tödlichste Falle.

Eine gute Business-Idee ist super, aber längst noch nicht alles, um ein Startup groß zu machen. Erfolgreiches Marketing ist das A und O, um das Produkt bekannt zu machen. Ab wann sollte sich ein Startup Gedanken ums Marketing machen?

Prof. Dr. Jens Müller: Ab der ersten Sekunde! Gerade am Anfang ist die Sicht des Kunden unglaublich wichtig und beim Marketing sieht man schließlich immer durch die Augen des Kunden. Ich kann ein Produkt erfinden, was ich super finde. Aber wenn es auf dem Markt keinen Zuspruch findet, kann ich es auch gleich wieder in die Tonne drücken. Der Markt ist für das Produkt die entscheidende Erfolgsvoraussetzung.

Was ist dabei am wichtigsten? Was sind die goldenen Regeln für gelungenes Startup Marketing?

Prof. Dr. Jens Müller: Sei originell, finde deinen kommunikativen USP – dein Alleinstellungsmerkmal! Darauf aufbauend mach dir aus der Sicht des Konsumenten Gedanken: Wer braucht mein Produkt? Wer ist meine Zielgruppe? Über welche Kanäle erreiche ich meine Zielgruppe?

Was ich jedem empfehlen kann: Lasst euch helfen, informiert euch und sucht euch Inkubatoren! Also Einrichtungen, die euch bei der Existenzgründung helfen. Das können Coaches oder Verbände sein, auch der Staat bietet tolle Projekte an.

Und was sollten Gründer unbedingt vermeiden?

Prof. Dr. Jens Müller: Hybris! Hybris ist eine extreme Form der Selbstüberschätzung. Im Marketing bezieht es sich auf Produktverliebtheit. Wenn ich davon ausgehe, dass mein Produkt ein Selbstläufer ist, dann kann ich keine Verbindung zur Zielgruppe aufbauen. Ich muss mich vom Produkt lösen und an den Kundennutzen denken.

Nehmen wir das Stricknadelbeispiel: Ein Startup möchte mit einer sich selbst aufheizenden Stricknadel den Markt erobern. Zwar kann keiner der Gründer stricken, aber alle sind sich einig: Die Stricknadel ist ein Selbstläufer. Jetzt der Fehler – Strickfans möchten keine warmen Stricknadeln, der Bedarf ist gar nicht da. Die motivierten Gründer beachten diese Sicht aber gar nicht. Sie stecken viel Arbeit in ein Projekt, das am Ende aufgrund ihres Tunnelblickes scheitern wird.

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ZUR PERSON:

Prof. Dr. Jens Müller
Fachdozent für Medien und Kommunikation an der University of Applied Sciences Europe (UE)
Unternehmensentwicklung ZDF


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Altes Geld gegen neues Denken

Auf der einen Seiten stehen die alteingesessenen Familienunternehmen in Anzug und Krawatte, auf der anderen Seite die jungen Start-ups in T-Shirt und Sneakers. Sie verkörpern zwei völlig verschiedene Welten, doch sind füreinander lebenswichtig. Der Schnittpunkt: Altes Geld gegen neues Denken.

Gerade in Deutschland fehlt jungen Start-ups mit innovativen Ideen oft das Geld, um ihre Träume zu realisieren. Während zum Beispiel in den USA rund 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Wagniskapital fließt, sind es in Deutschland gerade mal 0,03 Prozent. Würden mehr Familienunternehmen ins Wagniskapital investieren, würden sie das Finanzierungsproblem ideenreicher Start-ups lösen. Und sie würden selbst profitieren: Vom Know-How junger Unternehmen für die eigene Digitalisierung, die sie sonst wahrscheinlich verschlafen würden. Es ist eine Win-Win-Situation.

Veranstaltungen wie Hackathons oder der Founders Hack helfen dabei, Unternehmen und Start-ups zusammen zu bringen. Ein Beispiel: Im Juli vergangenen Jahres entwickelten zwölf Teams in 48 Stunden beim Founders Hack Lösungen für sechs Industrieprobleme großer Unternehmen. Das Team greenCYCLE gewann mit seiner innovativen Idee, eine Plattform für die Vermietung und den Verkauf älterer Haushaltsgroßgeräte einzuführen. Das Team erhielt nicht nur 5.000 Euro Preisgeld, sondern auch Mentoring-Sessions in der Founders Foundation. Auf der anderen Seite profitiert Miele von der Lösung des jungen Startups für ihr Problem.

Der deutsche Mittelstand muss mitziehen

Die Deutsche Bank fand in einer gemeinsamen Studie mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) heraus, dass nahezu die Hälfe der größten Familienunternehmen in Deutschland bereits mit Startups kooperieren. Ihr Ziel dabei ist, neue Technologien zu erschließen und die eigene digitale Transformation zu meistern.

Nur wenn Familienunternehmen und Startups zusammenarbeiten, kann der deutsche Mittelstand die Hürden der Digitalisierung überwinden und nachhaltig gestärkt werden.

Foto:  Tiko