Südwestfalens erste Fuckup Night: Mut zum Scheitern!

Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitermachen – Das war die eindeutige Message an die rund 100 Gäste der ersten Fuckup Night Südwestfalens. Drei Unternehmer haben in Iserlohn von ihren großen Business-Pleiten erzählt.

Statt einer rauschenden Party fand am vergangenen Donnerstag im Studentenclub B7 auf dem Campus Seilersee die erste Fuckup Night Südwestfalens statt. DJ Florian Tresp versorgte das bunt gemischte Publikum mit stimmungsvollen Techno-Beats, die Studenten der UE schenkten Glühwein aus und die Moderatoren Torben Feil und Frank Höhne führten mit viel Witz durch den spannenden Abend.

Im Mittelpunkt standen drei Unternehmer, die beruflich alle schon mindestens einmal voll auf die Schnauze geflogen sind. So unterschiedliche Persönlichkeiten auch auf der kleinen Bühne im schummrigen Bunker der Hochschule standen, eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind zwar tief gefallen, doch sie sind die Karriereleiter anschließend wieder hochgeklettert. In je fünfzehn lebhaften Minuten gaben sie ihre größten Business-Fails zum Besten. Der eine mit viel Witz, der andere voller Emotionen und der letzte schließlich mit einer riesigen Portion Selbstbewusstsein.

Witzige und emotionale Business-Fails in fünfzehn Minuten

Den Start macht ein junger Unternehmer aus Iserlohn. Er hat selbst einmal am Campus Seilersee studiert, ein paar Gäste kennen ihn noch aus der gemeinsamen Studienzeit. Unbekümmert und unterhaltsam erzählt er seine Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen, oft hört man ein lautes Lachen im Publikum.

Ganz anders ist der emotionale Vortrag seines Nachfolgers, es herrscht Stille im Publikum. Der über 60-jährige Mittelständler aus Werdohl hat alles verloren und sich trotzdem wieder aufgerappelt. Mit seinen Worten, dass er als Christ allen Menschen verzeihe, rührt er die Gäste und erntet von allen Seiten Respekt und warme Worte.

Selbstbewusst kommt der letzte Redner auf die Bühne. Er weiß, wie man sich gut verkauft. Der heutige Amazon-Coach berichtet von dem großen Aufstieg und tiefen Fall seines Unternehmens. Doch der ehemalige Unternehmer hat sein Krönchen nicht nur gerichtet, sondern ist gewissermaßen zum Kaiser aufgestiegen: Er verdient mittlerweile doppelt so viel wie früher.

Networking und spannende Gespräche zu später Stunde

Nach den Vorträgen stärken sich die Gäste am leckeren Buffet, um gut gestärkt in viele informative und unterhaltsame Gespräche zu starten. Hier ein bisschen Networking, da ein Selfie und dort noch ein kühles Getränk. Die Musik wird lauter gedreht. Erst spät klingt die gelungene Fuckup Night am Campus Seilersee aus.


„Digitze or Die“ – Wie lockt man junge Profis in ländliche Regionen?

Welche Vorteile birgt die Digitalisierung? Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt? Konkret: Wie kann die Digitalisierung den zunehmenden Fachkräftemangel in der Region Südwestfalen aufhalten? Diese Fragen beschäftigten auf der Iserlohner Wirtschaftskonferenz „Campus Symposium“ Anfang September internationale und nationale Politiker sowie regionale Wirtschaftsexperten. Mit dabei waren unter anderem der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Staatsministerin Dorothee Bär.

Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Doch im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Deutschland beim digitalen Fortschritt hinterher. Würde Deutschland die Chancen der Digitalisierung nutzen, bringt das viele Vorteile mit: Vor allem könnte der zunehmende Fachkräftemangel in den Regionen aufgehalten werden. Denn das Internet ermöglicht einen ortsunabhängigen Austausch mit Stakeholdern, man kann von einem beliebigen Ort aus arbeiten.

Noch sind die deutschen Regionen stark, vor allem geprägt durch einen hohen Mittelstand. Allein in der Region Südwestfalen sind über 150 Weltmarktführer zu Hause, sie gehört zu den drei stärksten Industrieregionen Deutschlands. Und „nur weil wie jetzt eine starke Industrienation sind, heißt das nicht, dass wir nicht auch einmal eine erfolgreiche Digitalnation werden können“, ist Bär überzeugt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Digitalisierung ermöglicht ortsunabhängiges Arbeiten

„Ich habe den Eindruck, wir sind im preußischen Obrigkeitsstaat stecken geblieben!“, beklagt NRW-Digitalminister Pinkwart die digitale Entwicklung in Deutschland, „NRW hat einen Dornrösschen Schlaf hinter sich, wenn es um digitale Gründung geht.“ Doch das soll sich nun ändern, das Land NRW möchte gemeinsam mit den Bürgern eine Digitalstrategie entwickeln. Hierbei soll neben Infrastruktur, Bildung und Gesundheit vor allem das Thema Mittelstand im Vordergrund stehen. „Wir haben etwas, was andere Länder nicht haben. Wir haben einen herausragenden Mittelstand, den sonst kein anderes Land der Welt vorweisen kann. Den gilt es zu stärken und fit zu machen!“, verkündet Bär stolz. Um die Chancen der Digitalisierung noch mehr für die Regionen zu nutzen, muss man Kräfte bündeln und Netzwerke bilden. Es ist nicht mehr notwendig, in die Hauptstädte zu ziehen. Die Digitalisierung ermöglicht es, von einem beliebigen Ort aus zu arbeiten. „Die Zukunft findet nicht in Berlin oder Hamburg statt“, so Bär, „sondern in Iserlohn“.

Networking ist das A und O für junge Profis der digitalen Welt

Konkrete Ideen, wie der Fachkräftemangel in Südwestfalen behoben werden kann, liefert die Gründerin des ersten Iserlohner Coworking Space Kim Höhne im Interview mit dem Iserlohner Kreis-Anzeiger. Zunächst einmal müsse man auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen, auf die Bedürfnisse der jungen digitalen Profis. Neben weichen Standortfaktoren können auch die Unternehmen viel beitragen: „Es geht nicht nur darum, bei einer geilen Marke zu arbeiten, sondern es geht auch um die Unternehmenskultur, die bei diesen Marken vorherrscht.“ Gemeint ist damit eine offene Arbeitskultur, wo flache Hierarchien herrschen, wo man Verantwortung übernehmen kann und wo man Netzwerke aufbauen kann. „Gerade diejenigen, die bei der Digitalisierung entschieden mithelfen wollen und auch können, schätzen das flexible Arbeiten“.

Ein Ansatz, um junge Leute miteinander zu vernetzen und um flexible Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, ist das Coworking. „Es geht darum, eine Community aufzubauen, die wiederum andere anzieht, die diese Ansätze verfolgen und die in der digitalen Welt zuhause sind.“ Der Coworking Space in Iserlohn ist ein erster Schritt in ein digitales und vernetztes Südwestfalen.

Foto: Frank Höhne