Gesundheit-in-der-Digitalisierung

Wir können den Umgang mit der Digitalisierung gesund gestalten!

Gesund leben in der digitalen Arbeitswelt – Prof. Dr. Filip Mess macht auf die gesundheitlichen Beanspruchungen durch die Digitalisierung aufmerksam und hat wertvolle Tipps zur Mitarbeitergesundheit parat.

Warum spielt der Gesundheitsaspekt eine so große Rolle in Unternehmen?

Unsere Arbeitswelt ändert sich derzeit rasant. Ohne eine gesunde Belegschaft können Unternehmen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen nur schwer begegnen. Ein Beispiel ist die digitalisierte Arbeitswelt. Ziel von Unternehmen muss daher sein, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten, zu fördern und gegebenenfalls wiederherzustellen. Ansonsten besteht die Gefahr, den Wandel zu verschlafen und am Mark nicht mehr bestehen zu können.

Welche gesundheitlichen Risiken bestehen in der digitalisierten Arbeitswelt?

Drei Tendenzen kennzeichnen die Digitalisierung: Information, Interaktion und künstliche Intelligenz. Aus diesen Tendenzen resultieren Veränderungen und Gesundheitsrisiken. Ein Beispiel ist die ständige Erreichbarkeit durch Medien. Arbeit und Privatleben verschwimmen miteinander. Die Folgen reichen von Erschöpfung bis hin zu Burn-Outs. Ein anderes Beispiel sind die stets neuen Technologien, mit denen wir uns im Beruf auseinandersetzen müssen. Das erfordert ein lebenslanges Lernen. Wer da nicht mithalten kann, wird abgehängt. Die Informationsflut steigt, sodass wir immer weniger Zeit für Projekte und Tätigkeiten haben. Der Stress nimmt zu, die Unzufriedenheit steigt. Die Unzufriedenheit steigt auch durch die immer geringere Selbstbestimmung. Maschinen und Stakeholder „treiben“ uns zunehmend. Auf der anderen Seite wächst aber auch die Erwartungshaltung der Stakeholder. Diese Faktoren führen zu Unzufriedenheit und Stress, was letztendlich an unserer Psyche nagt.

Wie kann ein Unternehmen die Gesundheit seiner Mitarbeiter unter diesen Bedingungen trotzdem fördern?

Unternehmen sollten zunächst durch eine klassische Gesundheitsbefragung herausfinden, wo gesundheitliche Potenziale und Risiken liegen. Wichtig ist auch, herauszufinden auf welche Maßnahmen die Mitarbeiter überhaupt Lust haben, denn generell sollte Gesundheit positiv sein. Gesundheit kann beispielsweise durch die Verknüpfung mit spielerischen Elementen positiv sein, Stichwort Gamification. In der Verantwortung liegen die Führungskräfte. Unternehmen müssen ihre Führungskräfte für ihre Rolle als gesundheitsbewusste Führungskraft sensibilisieren und angehende Führungskräfte auf diese Rolle vorbereiten.

Und was kann der einzelne Mitarbeiter tun, um in einer digitalisierten Welt gesund und fit zu bleiben?

Wir können die Digitalisierung nicht aufhalten. Aber wir können den Umgang mit der Digitalisierung gesund gestalten. Mitarbeiter sollten auch mal offline sein, also bewusst Erholungszeiten einplanen. Mitarbeiter sollten die Digitalisierung als Chance nehmen, gleichzeitig aber auch kritisch beachten und nicht jeder Neuentwicklung blind und unreflektiert hinterherlaufen. Dafür müssen sie die neuen Formen des Arbeitens und des Führens ausprobieren und in die tägliche Arbeit integrieren.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Themen werden im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung die Arbeitswelt in zehn Jahren beschäftigen?

In zehn Jahren wird das lebenslange Lernen einen Kulturwandel hervorgerufen haben. Es wird dann nicht mehr nur darum gehen, ob wir lebenslanges Lernen in Schulen und Hochschulen verankern, sondern wie. Wir müssen Vertrauen in die künstliche Intelligenz und in Big Data aufbauen – Wir können im Zuge der künstlichen Intelligenz gemeinsam mit Maschinen lernen und Entscheidungen fällen. Durch Big Data erhalten wir große Datenmengen, diesen und den daraus erzielten Resultaten müssen wir vertrauen. Generell werden wir uns bei den Veränderungen in den Bereichen Technologie und Digitalisierung die Frage stellen, was unsere Gesellschaft noch zusammenhält und wie sie sich immer wieder neu konstituiert.

Foto: .shock

Filip-Mess

INFO

Als wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) beschäftigt sich Prof. Dr. Filip Mess unter anderem mit digitaler Gesundheitsförderung. In der Studie #whatsnext – Gesund arbeiten in einer digitalen Arbeitswelt haben im Februar und März 2017 über 800 Personaler, Führungskräfte und Verantwortliche für Gesundheit teilgenommen. Kernergebnis der Studie war, dass Führungskräfte die wichtigste Stellschraube für gesunde Arbeit 4.0 sind.